Jouef Slotcars

Jouef ist eine alte französische Marke. Bereits in den 60’er Jahren bauten sie attraktive Slotcars in 1:43.

Als Besonderheit weisen diese Fahrzeuge zumeist eine gelenkte Vorderachse auf. Erst später im Zuge des Untergangs des Slot-Hobbys wurden die gelenkten Achsen eingespart und die Autos mit starren Achsen ausgerüstet – brachte die gelenkte Achse doch auf der Piste keinen wirklichen Vorteil.

Mehr wissenswertes zu Jouef Slotcars gibt es unter anderem auf der lesenswerten Seite https://www.schlitzrenner.de von Zippo.

Die Jouef Slotcars wurden bis 1980 unter dem Label „Jouef Record 64“ gebaut. Nach dem wirtschaftlichen Untergang wurden Artin-Lizenzfahrzeuge gebaut, die nichts mehr mit der ehemaligen Eleganz zu tun haben, sondern reine Klone der Marke Artin waren. Diese sind bis heute erhältlich und wenig reizvoll.

Lediglich die frühen Artinslotcars sind in der Form ansprechend. Daher sollte man beim Kauf auf die Bezeichnung „Jouef Record 64“ achten und „Jouef by Artin“ meiden.
Die Jouef Slotcars wurden mit ca. 9 – 12 Volt betrieben und besitzen keinen Magneten.
Damit könnte man sie theoretisch ohne weiteres auf eine GO!!! Strecke stellen und losfahren.

Oft hat man jedoch das Problem, das die Schleifer verbraucht sind, die Achsen krumm und rostig, der Motor schwergängig (wenn lauffähig) und die Reifen hart sind.
Selbst wenn das Fahrzeug vom Fleck kommt, sind Loopings, Fly Over und Steilkurven tabu.

Daher wird ein Umbau notwendig, der im folgenden in zwei Teilen beschrieben wird:

1. Einbau eines Carrera GO!!! Chassis

2. Umbau der Motor- Achseinheit

  • Umbau 1: Formel 1 B.R.M.
  • Umbau 2: Formel 1 Lotus

 

Schleifertipp: Es müssen als Ersatzschleifer keine original Jouef Schleifer her. Ebenso gut funktionieren die Schleifer der Carrera Profi oder Evo (ggf. ist vorne das Plättchen abzuschneiden). Auch GO Schleifer können verwendet werden, wenn man die Metallplatte in der Mitte aufbiegt und nur das Geflecht verwendet.

 

 

Einbau eines Carrera GO!!! Chassis

Ford GT, Porsche 904, Ferrari GTO 250

Der Einbau eines ganzen GO!!! Chassis eignet sich insbesondere für die geschlossenen Fahrzeuge, nicht für sehr schmalen Formel 1 Fahrzeuge.

Das zu verwendende Chassis ist im wesentlichen nach drei Kriterien auszuwählen:

  1. Reifengröße und Breite
  2. Chassislänge
  3. Chassisbreite

Dabei ist es nützlich, ein umfangreiches Sortiment an GO-Fahrzeugen zu besitzen, da man dann das passende Chassis auswählen kann.
Dabei sind dennoch Anpassung in Breite und Länge oft unerlässlich.

Chassis in der Länge anpassen
Das ausgewählte Chassis kann verlängert oder verkürzt werden. Dazu werden sie vor dem Motor durchgetrennt, überschüssige Stücke herausgeschnitten, bzw. mit Verlängerungen gestreckt.

Dabei sind die Grundsätze aus „Einbau eines GO-Chassis in verschiedene Modelle“ (weiterer Beitrag auf dieser Internetseite) zu beachten.

Das Chassis in der Breite anpassen
Können überschüssige Kunststoffteile am Chassis einfach mit dem Dremel abgetrennt werden, so ist die Anpassung der Achsbreite schwieriger:

  1. Die Gummireifen von den Felgen abziehen.
  2. Die Felgen vorsichtig mit einer Zange fassen und durch drehende Ziehbewegungen von der Achse lösen. Die Achsen sind an den Enden gerändelt, was das Abziehen erschwert. Zu häufiges Abziehen bewirkt später einen zu lockeren Sitz und das Abfallen des Rades.
  3. Die Achsen nun an beiden Seiten um die vorher gemessenen Millimeter mit der Trennscheibe des Dremel abtrennen. Doch Vorsicht, immer wieder kleine Pausen einlegen, damit die Achse nicht zu heiß wird und durch das Lager schmilzt.
  4. Ist die Achse auf Länge gebracht, dann können die Felgen wieder aufgepresst werden. Sitzen sie zu locker, so hilft ein Tropfen Sekundenkleber in dem Felgenloch.
  5. Beim Trocknen ständig darauf achten, dass die Felgen gerade auf der Achse sitzen, um ein „Eiern“ zu verhindern.

Anpassen der Jouef Karosserie
Das Jouef Auto aufschrauben und alle Innenteile wie Hinterachse, Motor, Vorderachse und Leitkielteile entnehmen.

Durch mehrfaches Anhalten des Chassis im Jouef-Unterteil können alle überschüssigen Kunststoffteile des Jouef ausgemacht und nach und nach mit dem Dremel entfernt werden. Dies ist sowohl für das Karosserieoberteil, also auch das Unterteil durchzuführen.
Dabei ist teilweise sehr viel Material abzunehmen, sodass nur dünne Stege, insbesondere im Bereich der Achsen stehen bleiben (vgl. Bild 3). Hier ist Vorsicht angesagt, damit die Teile nicht zerbrechen.

Gleichzeitig kann das GO-Chassis in Breite und Länge beschnitten werden. Regelmäßig ist es knapp hinter dem Zahnrad zu kürzen, bzw. direkt vor den Schleifern abzuschneiden.
Wo genau ist jeweils vom Jouef Fahrzeug abhängig.

Passt alles voreinander werden das Unterteil mit dem Chassis zusammen gefügt. Dazu trägt man 2-Komponentenkleber an möglichst vielen Stellen auf und setzt das Chassis in das Unterteil ein. Dabei ist wärend der Trocknungszeit unbedingt auf korrekten Sitz zu achten.

Links Ford GT, rechts Ferrari 250 GTO

Die folgenden Bilder zeigen den Vorgang beispielhaft, links im Bild die Fahrzeugteile eines Ford GT, rechts die eines Ferrari 250 GTO.

Bild 1: Jouef Karosserieoberteil, die störenden Stifte im Bereich der Vorderachse zur Aufnahme der Lenkmechanik sind bereits entfernt worden.

Bild 2: Ausgeschnittenes Jouef Karosserieunterteil mit eingeklebtem GO Chassis.

Bild 3: Ansicht von Unten, Karrosserieunterteil mit eingeklebtem Chassis.
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So kann dann das Ergebnis aussehen:

Bildreihe 1: Ferrari 250 GTO
Bildreihe 2: Porsche 904
Bildreihe 3: Ford GT

Die Fahreigenschaften der so umgerüsteten Fahrzeuge sind sehr gut, sie sind looping-, fly over- und steilkurventauglich.

Um die lenkbaren Vorderräder zu erhalten, kann das GO Chassis auch vor dem Motor durchtrennt und nur der hintere Teil mit Motor und Antriebsachse eingebaut werden.
Um die Felgen des Jouef zu erhalten kann man die GO Felgen vorsichtig ausfräsen, die Felgen des Jouef von hinten scheibchenweise zerlegen, bis nur der „Felgeneinsatz“ verbleibt, der dann in die ausgefrästen GO Felgen eingesetzt werden kann (vgl. dazu die Anleitung im nächsten Abschnitt).

 

 

Umbau der Motor- Achseinheit

Der Umbau einer Zigarre ist ansrpuchsvoller als der zuvor beschriebene Weg, da hier ein GO Chassis nicht eingesetzt werden kann.

Somit muss man selbst Hand an die Antriebseinheit legen und diese zerlegen.

 

Umbau 1: Formel 1 B.R.M.

Ich hatte das Glück, diesen B.R.M. in sehr gutem Zustand zu bekommen.

Die Antriebsachse war gerade, die Gummis der Räder noch brauchbar und nicht ausgehärtet, gleichwohl aber weniger griffig als die moderner Fahrzeuge.

Somit entschied ich mich, die Antriebsachse zu erhalten und lediglich einen GO Motor einzubauen.

Dazu musste zunächst die Hinterachs-Motoreinheit ausgebaut werden. Diese kann einfach nach oben entnommen werden.
Löst man dann die seitlich angebrachten Muttern, zerfällt der Motor von alleine in seine Einzelteile.

Die Achse war schnell von Fusseln gereinigt und mit feinem Schmirgelpapier von Rost befreit.
Der Achsträger, an dem auch der Motor befestigt ist muss dann um überschüssige Kunststoffteile Teile gekürzt werden, Bild 3 zeigt die Schnittlinie.
Dieses Bauteil ist wichtig, da die Achse nur hier, und nicht zusätzlich an der Karosserie geführt wird.

Anschließend kann der Halter mit der Hinterachse in das Karosserieunterteil passend mit 2-Komponentenkleber eingeklebt werden. In dem Unterteil sind Aussparungen eingelassen, in die der Achshalter genau eingepasst werden kann.

Leider passt das oft gut erhaltene Jouef Motorritzel nicht auf die GO-Motoren, da hier die Motorachse dünner ausfällt. Aber auch das GO Ritzel passt an das Kronzahnrad der Antriebsachse des Jouef.
Motoren und Ritzelexperten werden hier zwar den Kopf schütteln, aber es wird bei einer Umdrehung kein Zahn übersprungen, auch wenn es vielleicht nicht optimal läuft, die Fahrergebnisse sind sehr ordentlich.

Vor dem Einkleben des Motors sollte man in in der gewünschten Position provisorisch befestigen (notfalls den Daumen drauf halten) und den lauf der beiden Zahnräde ineinander kontrollieren. Zu strammer Sitz führt zu schnellen Abnutzung oder Beschädigung der Zahnräder, zu lockerer Sitz ggf. zum Vorbeilaufen der Zahnräder und dadurch auch zur stärkeren Abnutzung.

Abschließend noch einen GO Magneten von unten aufgeklebt und die Schleifer aufgefächert, und schon kann es mit tollem Sound über die Slotpiste gehen.

Wer mag, der kann diesen tollen Flitzer dann noch mit wenig Farbe etwas aufpeppen, hier habe ich die Auspuffrohre silber gefärbt und die Fahrerfigur sowie die Fahrzeugfront farbig gestaltet.

Nachträglicher Hinweis:
Inzwischen sind für die Motorritzel Adapterhülsen verfügbar, mit denen man Standardritzel (2mm Motorwelle) auf 1,5mm Wellen aufsetzen kann. Diese Hülsen werden auf der Motorachse verklebt und nehmen dann das Ritzel auf. Damit ließe sich auch das Jouef Zahnrad am GO-Motor befestigen, was ein optimales Ineinandergreifen der Zahnräder bewirkt.

Solche Adapterhülsen sind in spezialisierten Slotshops verfügbar und werden z.B. von der Marke Slotdevil als Wellenadapter in 2 verschiedenen Längen angeboten.

 

Umbau 2: Formel 1 Lotus

Dieser Jouef Lotus war in einem erbärmlichen Zustand. Die Antriebsachse verbogen, der Motor schrott, die Gummireifen hinten fehlten, bzw. waren ausgehärtet, die Windschutzscheibe fehlte und die Auspuffrohre waren abgebrochen.

So gab es nicht viel zu verlieren und das Auto lag etliche Zeit im Schrank, bis ich die zündende Idee und passende Teile zusammen hatte.

Die neuen Auspuffrohre sind Q-Tipps (Ohrenstäbchen), die ich auf Länge geschnitten, silbern angemalt und eingeklebt habe.

Die Windschutzscheibe entstand aus Verpackungsmaterial, solchem, in dem z.B. die GO!!! Autos verpackt sind. Hier müsste lediglich die Scheibe an der Seite noch bis hinten durchgezogen werden.

Zufällig bekam ich eine GO Hinterachse mit Zahnrad und Felgen sowie Gummireifen eines Nissan 350Z komplett zerlegt in die Hände.
Die Felgen und Reifen entsprechen von der Breite und vom Durchmesser recht gut dem Jouef Original.

Diese Teile aus einem GO!!! Auto auszubauen ist sehr mühsam, da das Achszahnrad auf eine Rändelung aufgepresst ist und kaum zu lösen sein dürfte.
Bekommt man nur eine Hinterachse mit aufgepresstem Zahnrad, so kann man alternativ separate Achslager (2,35mm) kaufen und in die Karosserie einkleben. Diese sind dann zwar etwas größer im Durchmesser als die GO-Achsen, aber dies dürfte kaum stören.

Da ich aber alles in Einzelteilen hatte, konnte ich den Jouef Motorhalter an der gezeigten Trennlinie zerschneiden. Dazu löst man zuerst die seitlichen Muttern, woraufhin der Motor in seine Bestandteile zerfällt. Dann kann mit einem Dremel entlang der Linie überschüssiges Material abgetrennt werden.

Achse, und Zahnrad können in die Achshalter eingesetzt werden, dabei wird das Zahnrad auf die Rändelung aufgepresst.

Damit der Jouef Achshalter mit der GO-Achse und Zahnrad in das Karosserieunterteil eingesetzt werden können, muss hierfür ein Ausschnitt in der Karosserie vorgenommen werden, da das neue Zahnrad größer ist (Bild 3).
Dabei ist auch der mit Sekundenkleber angebrachte GO Magnet zu erkennen.

ist der Ausschnitt eingebracht, kann der Achsträger mit 2-Komponentenkleber in das Unterteil eingeklebt werden.

Um vorne und hinten gleiche Felgen zu haben, habe ich die Nissan.Felgen von außen vorsichtig ausgefrässt, zuerst nur wenig, damit man den Felgeneinsatz anpassen kann.

Dann habe ich die Jouef Felge von hinten beginnend mit dem Dremel immer dünner geschnitten, bis nur noch ein dünner Einsatz übrig blieb. Dieser ließ sich vom Außendurchmesser genau in den Innendurchmesser der Nissan-Felge einpassen.

Die Bilderfolge zeigt die Felge aus verschiedenen Blickwinkeln.